Gedanken von Pfarrer Seibel
"Ich wage es einmal mit meinen Worten..."
Liebe Leserin und Leser,
ich wage es, einmal mit meinem Wort an Sie ein heißes Eisen anzufassen.
Im Oktober jährt sich der Terrorangriff der Hamas auf Israel mit seinen fürchterlichen Folgen für Israel und die Palästinenser. Wie der Konflikt heute aktuell steht, weiß ich gar nicht, da ich diese Worte Anfang August niederschreibe. Was aber ohne Frage auch heute gilt, ist festzuhalten, welch unseliger Konflikt das Ganze ist. Zudem eine Wahnidee, mit Gewalt Frieden schaffen zu wollen. Typisch Mensch, möchte ich meinen. Das ist wahrscheinlich und mittlerweile wohl den meisten aufgegangen. Dabei ist es Frieden, den sehr viele Menschen auf beiden Seiten der Konfliktparteien wollen. Stattdessen Tod und Verzweiflung. Alle Friedensbemühungen werden torpediert. Mal von der einen, mal von der anderen Seite. Ich fühle mich an ein alttestamentliches Wort Gottes über die Verstockung des Pharaos erinnert, vor dem Auszug Israels aus Ägypten. Verstockung ist vielleicht wirklich das richtige Wort. Verstockung, Egoismus und Angst. Tiefe Verletzungen auf beiden Seiten. Wer will da ohne Gewalt Frieden schaffen? Der braucht eine ganze Menge Mut und der scheint aktuell nicht vorhanden.
Gibt es überhaupt Hoffnung?
Vielleicht sind Sie auch schon einmal Zeuge oder Zeugin von etwas geworden, was man nur mit Wunder bezeichnen kann. Die tiefe und nachhaltige Wesensänderung eines Menschen hin zum Guten, hin zu Gott. Es ist für den, an dem es sich ereignet, wie auch für dessen Umfeld überwältigend. Johannes der Täufer rief in seinen legendären Bußpredigten dazu auf, am Anfang jedes Evangeliums zu lesen. Aber selbstverständlich auch Jesus Christus in seiner Verkündigung und mit seinen Taten.
Leider längst nicht bei allen Menschen hatte das Erfolg. Bei einigen aber sehr wohl. Es fallen einem Geschichten wie die von Zachäus ein. Viel interessanter allerdings finde ich in unserem Zusammenhang die Dämonenaustreibungen, die Jesus öfters erfolgreich praktizierte. Denn mir selbst erscheint es eher wie eine Armee von Dämonen, die beide Konfliktseiten davon abhalten, Vertrauen zu fassen und Frieden zu wagen. Und das Ziel des Wirkens beider Parteien ist eindeutig nur die Zerstö-
rung. Umso wichtiger, in diesen Tagen um Gottes veränderndes, Segen bringendes Eingreifen zu bitten. Vielleicht werden wir Zeugen von Gottes Wundern
in dieser heutigen Welt, wer weiß. Leider brauchen wir manchmal ziemlich viel Geduld. Für die Juden in dieser Welt und die Palästinenser tut es mir leid. Aber noch einmal: wer weiß. Denn es gibt noch Hoffnung, wie es schon vor 2500 Jahren Sacharja 8 prophezeit. "Es kommt die Zeit, da werden Menschen aus vielen Städten und Völkern einander auffordern: 'Kommt, wir wollen nach Jerusalem gehen und den HERRN, den allmächtigen Gott, anbeten und um seinen Segen bitten.' Ja, viele mächtige Völker werden nach Jerusalem ziehen, um mich gnädig zu stimmen und meine Nähe zu suchen!" Bei meinen verschiedentlichen Besuchen in Jerusalem habe ich diese Prophezeiung von vor 2500 Jahren verwirklicht gesehen. Menschen aus den verschiedensten Nationen kommen heute nach Jerusalem zur Anbetung Gottes. Beim Niederschreiben dieser Prophezeiung war Jerusalem zerstört und unbewohnt. Gott schickte aber seinen Sohn in diese Welt, um das Verlorene zu suchen und zu finden. Und so kommen heute unzählig gefundene Jesusanhänger nach Jerusalem, um Gott anzubeten. Christen, genannt nach dem Juden Jesus Christus, Gottes Sohn. Er vollbrachte Wunder damals in Gottes Namen und auch wir schauen heute immer wieder Gottes Wunder, oft im Kleinen, oft im Alltäglichen. Beten wir, dass es auch in dem
unseligen Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern zu einem Wunder Gottes kommt und Frieden nicht zu einer Floskel verkommt. Beten wir, um Gott gnädig zu stimmen, dass er eingreift. Auch wenn Sacharja meint, dass dafür viele nach Jerusalem reisen, bin ich überzeugt, dass Gott auch das Gebet im stillen Kämmerlein hört.
Thomas Seibel