Gedanken von Pfarrer Molnár
„Du sollst dich nicht der Mehrheit anschließen, wenn sie im Unrecht ist.” (Exodus 23,2)
Liebe Leser*innen,
gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist (zahlt also Steuern) und gebt Gott, was Gottes ist.
Als römische Bürger habt ihr Verpflichtungen. Kommt ihnen nach. Er sagt es ganz bewusst. Hier gibt es solche, und solche Vorschriften des Staates, als loyale Bürger muss man solche Vorschriften erledigen. Wer Gott gibt, was Gott gehört, versteht sich natürlich als Kind Gottes. Wer der Gemeinschaft der Heiligen angehört, versteht sich als Teil des Ganzen, des Leibes Christi. Und wer seine Kirche liebt, achtet, sich als Teil seiner Kirche (und damit einer weltumspannenden Gemeinschaft) fühlt, wird wohl auch (gern) selbstverständlich Kirchensteuer zahlen.
Die Medien reduzieren die Frage der Kirche gern auf die Mitgliedzahl und thematisieren das Geld. 2013 erschien bei Kiepenheuer und Witsch der provokante Titel: „Gott hat hohe Nebenkosten.“ Die Verfasserin arbeitet sich darin an kirchlichen Strukturen ab. In vielen Fragen zeigt sie empfindliche Schnittpunkte auf: Arbeitsrecht, Bildungsauftrag, Diakonie, Parteipolitik. Aber ihre Antwort misst sich nur an einem Thema: Dem GELD. „Wer wirklich für die Kirche zahlt.“ Das ist es, was sie herauszufinden versucht. Und die Antwort ist klar: Viele, die gar nicht wollen, unterstützen den religiösen Staatsbetrieb. Und sie findet das ungerecht.
Mittlerweile sind solche Stimmen lauter geworden. Und mittlerweile sind auch noch mehr Menschen aus der Kirche ausgetreten, so dass, mit den verbleibenden Mitteln, die Kirche auch tatsächlich kleiner werden muss und damit auch die angenehmen Seiten der Kirche im Staate. Es ist schick geworden, aus der Kirche auszutreten und keine weitere Kirchensteuer zu zahlen. Kirchensteuer könnte ja auch ein Life-Style sein: „Ich habe etwas verdient, und stelle davon einen Teil zugunsten des kirchlichen Wirkens in der Welt ab.” Wie cool ist das denn bitte?! Hier vor Ort ganz konkret: Die Kirchensteuer ist hier nichts anderes, als Jugendlichen die Möglichkeit zu bieten, am Jugendlichen-Sommercamp in einem geschützten Rahmen teilzunehmen, gute und familiäre KiTa-s aufzubauen und zu bedienen, die Tafel für alle Bedürftigen am Leben zu erhalten, die Organisation hinter dem „Kaufhaus für alle” zu sichern, das vielfaltige Programm für Senior*innen anbieten zu können, viele niveauvolle Konzerte zu organisieren, große Open-Air Veranstaltungen zu finanzieren, und die Backstage-Arbeit für den MIBA-Sonntag zu leisten. Damit pusten wir die frohe Botschaft hinaus in die Welt. Für alle Menschen. Nicht nur für die, die sich jedes Vergnügen sowieso leisten könnten. Kirchensteuer ist kein Glaubensbeweis – sicher nicht. Lasst uns das nicht vermischen. Glauben kann man auch ohne Kirchensteuer zu zahlen, und Kirchensteuer zahlen auch ohne, dass man glaubt.
Gott zu geben, was das SEINE ist, das ist etwas ganz anderes. Liebe Gemeinde! Eure Loyalität zu Gott ermöglicht die missionarische Arbeit der Kirchengemeinde, denn die ist wiederum nicht mit Geld zu bezahlen. Sie ist unbezahlbar. Wem man Steuern zahlt, gibt man den Vorrang. Jesus war ein loyaler Bürger seines Landes auf der Erde und im Himmel. Sein treues Bürgertum bringt uns tatsächlich der Frage auch näher: Wo bin ich eigentlich Bürger? Wem gehöre ich? Gott, oder mir selbst? Ist nur wichtig, was ich brauche, oder sehe ich die Not der anderen? Kann ich nur nehmen oder bin ich bereit, zu geben? Am 1. November gab es wieder einen Wahnsinns-MIBA, wie alle Jahre seit 62 (!) Jahren. Ein Basar, der viele Personalwechsel in Waldbröl und in West-Papua erlebt hat. Ein ehrliches und wahres Projekt vom Herzen zu Herzen. Ein Projekt, das Geld verbraucht, erzeugt, verteilt. Wo dennoch nicht das Geld an der ersten Stelle steht, sondern die unfassbare engagierte Hilfe vieler liebevoller Hände. Unsere Gäste haben einen großen Weg für unseren MIBA zurückgelegt. Vielleicht kann man es so ausdrücken: Beim MIBA wird aus der Kirchensteuer eine Art Herzenssteuer. Und der, der die Herzen steuert, der hat Himmel und Erde gemacht.
Er gibt nicht auf, was er selbst ins Leben gerufen hat. Vielen Dank für Eure Kraft, Zeit und auch für Euer Geld!
Das wünscht Euch mit den Worten des Paulus
Ihr und Euer
Sándor Károly Molnár