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Mit Anbruch der Reformation fällt wieder Licht in die kirchliche Vergangenheit Waldbröls. Während der Amtszeit Pfarrers Scheve (1662-1585) wird 1563 die evangelische Kirchenordnung durch die Grafen von Sayn-Wittgenstein in der Herrschaft Homburg, zu der damals auch Waldbröl gehörte, eingeführt. Eine Nachricht aus dem Jahre 1633 besagt, dass schon an die achzig Jahre die "Augsburgische Konfession im ganzen Kirchspiel bekannt worden" sei.

Katholisches Intermezzi
Im Juni 1604 werden Grenzstreitigkeiten zwischen dem Herzog von Jülich-Berg und dem Grafen von Sayn-Wittgenstein in einem Vergleich beseitigt. Dabei wird das Kirchspiel Waldbröl dem bergischen Amt Windeck zugeordnet. Infolge der neuen Herrschaft wird 1606 der evangelische Pfarrer Henricus Hirsch durch den Amtmann aus Windeck aus Waldbröl vertrieben. Zwischen 1605 und 1610 versuchen katholische Mönche aus dem Kloster Seligenthal ohne Erfolg und gegen den Willen der Gemeinde, diese wieder zum katholischen Glauben zu bewegen. Sie leistete Widerstand und feierte außerhalb des Kirchspiels Gottesdienst und Abendmahl. Infolge des festen Widerstandes der Gemeinde ließ sich die Reformation nicht mehr rückgängig machen. Nach vier Jahren mussten die alleingebliebenen Messpriester das Kirchspiel wieder verlassen. 1610 wird ein lutherischer Pastor, Johannes Scipio, in Waldbröl eingeführt.

Als spanische Soldaten ihn verjagen wollte, schützte ihn die Tatsache, dass er eine fürstliche Bestätigungsurkunde vorweisen konnte. So hat er bis zu seinem Tode 1631 seinen Dienst in Waldbröl versehen.

Nach Scipios Ableben wurde der Gemeinde vom Patron der Waldbröler Kirche, dem katholischen Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg, ein katholischer Messpriester eingesetzt. Er hatte den bischöflichen Auftrag, die Gemeinde zum römischen Glauben zurückzuführen. Er bezog das Pfarrhaus und hielt in der Kirche sechzehn Jahre lang Predigt und Messopfer. Sein Anhang blieb aber gering. Die Evangelischen übten passiven Widerstand. Ihre Proteste beim kaiserlichen Notar zu Biberstein blieben ohne Erfolg.

Als er zu einer Vertretung längere Zeit von Waldbröl abwesend war, holten die Ältesten der Gemeinde "heimlich und schnell" aus dem Hessenland einen evangelischen Pfarrer namens Christophorus Esther, der im Advent 1646 seine Antrittspredigt hielt. Der ins Dorf zurückkehrende Priester fand die Kirche verschlossen und wagte keinen gewaltsamen Zutritt. Er verzichtet am 30.12.1646 gegen achzig Thaler auf das Pastorat und dankt am 4.3.1647 offiziell ab. In seinen Aufzeichnungen ist zu lesen, er habe "hochbeschwerliche Kriegs- und Pestzeiten durchstehen und bei allem guten Willen mit den meisten Leuten des Kirchspiels in Streit, Zank und Zwiespalt leben müssen". Der auf solche ungewöhnliche Weise von Dutenhofen bei Wetzlar nach Waldbröl gekommene Christophorus Esther ist von 1647-1682 Pfarrer unserer Gemeinde gewesen.

Die obrigkeitliche Anerkennung als Lutherische Kirchengemeinde
In seine Amtszeit fällt der „Religionsvergleich" vom 26.4.1672 zwischen dem Kurfürsten von Brandenburg und dem Herzog von Pfalz-Neuburg bringt die gesetzliche Anerkennung der Lutherischen Gemeinde Waldbröl. Dadurch fand sie Aufnahme in die Reihe der evangelischen Gemeinden, die "in dauerndem Besitz ihrer Kirchen, Schulen, Pfarrhöfe (Wiedenhöfe) und der Einkünfte aus ihrem Pfarrgut bleiben sollten". Seit diesen Tagen ist die Reihe der evangelischen Pfarrer in Waldbröl nicht mehr unterbrochen worden. Pfarrer Esther genoss als Inspektor (Superintendent) auch über die Grenzen des Kirchspiels hinaus großes Vertrauen. Er starb 1682 auf einer Dienstreise nach Berlin. Vorsorglich und dankbar wählte die Gemeinde den noch studierenden Sohn des Verstorbenen, obwohl sie noch vier Jahre auf seinen Dienstantritt warten musste. Dann wurde Burkhard Esther eingeführt und war 1686-1704 im Amt.

Entstehung der katholischen Kirchengemeinde
Während seiner Amtszeit erschien 1701 im Dorf der Missionspriester Matthias Hermesdorf aus Kömpel bei Morsbach und verlangte mit Nachdruck, aber wider das Recht den Zugang zur Kirche für römisch-katholischen Gottesdienst. Er hatte den bischöflichen Auftrag, das durch die Reformation verlorene Kirchspiel zum früheren Bekenntnis zurückzuführen. Als ihm das Gotteshaus verschlossen blieb, mietete er im Hillesheimschen Haus einen Raum, in dem er fortan regelmäßig predigte und Messe hielt. Durch eifrige Werbung im Ort und in der Umgebung erreichte er nach und nach, dass sich eine kleine katholische Gemeinde von etwa 200 Gliedern bildete, die schnell obrigkeitliche Anerkennung fand. Seit dieser Zeit gibt es in Waldbröl zwei christliche Gemeinden. Matthias Hermesdorf wurde der erste Pfarrer der neuerrichteten katholischen Gemeinde.

Kreuzestumult und Bau der katholischen Kirche:
Leider ließ der Ärger nicht auf sich warten. Die Katholiken versuchten 1703 mehrfach in unmittelbarer Nähe des um die evangelische Kirche liegenden Friedhofes, der auf obrigkeitliche Anordnung auch von der katholischen Gemeinde mitbenutzt wurde, ein steinernes Prozessionskreuz zu errichten.Nachbildung Prossesionskreuz Das duldeten die Evangelischen nicht. Nach kleineren Plänkeleien kam es bei einer Prozession am Sonntag nach Fronleichnam, bei der die Aufstellung des Kreuzes erzwungen werden sollte, und die darum unter militärischer Bedeckung stattfand, zu einem bedauerlichen Zusammenstoß, in dessen Verlauf es auf beiden Seiten Verwundete und auf evangelischer Seite zwei Tote gab.
Der katholische Landesherr in Düsseldorf verurteilte die evangelische Gemeinde zu längerer Zwangseinquartierung von drei Kompanien Soldaten (Dragonern), zu einer Geldstrafe von 3000 Reichsthalern sowie zur Aufrichtung des Kreuzes. Bis zur Aufbringung dieser Strafgelder sollten die Kirchenvorsteher in Haft gehalten werden. Sie wurden nach einiger Zeit gegen eine Bürgschaft von 500 Gulden entlassen. Bei allem Schmerzlichen dieser Ereignisse verdient es als erfreulich festgehalten zu werden, dass einundzwanzig evangelische Gemeinden des Bergischen Landes sich bereitwillig an der Aufbringung dieser für die damaligen Verhältnisse sehr hohen Summe beteiligten. Eine im Archiv der Gemeinde vorhandene Urkunde gibt davon Zeugnis. Die Strafsumme wurde zum Bau der 1706-1715 errichteten katholischen Kirche verwand.

Der Hiob unter Waldbröls Pfarrern
Nach Pfarrer Burkhard Esthers Tod (1704) wurde von 1705-1729 Henricus Wirth aus Odenspiel sein Nachfolger. Wenn man in der alten Chronik nachliest, möchte man ihn den Hiob unter unseren Pfarrern nennen. Er ist nur 53 Jahre alt geworden. Acht Jahre hat er schwer an den Folgen eines nächtlichen Überfalls leiden müssen. Diebe waren ins Pastorat eingedrungen und hatten ihm im Bett sechs fast tödliche Messerstiche beigebracht. Die Gemeinde bereitete ihm eine letzte Freude, indem sie den noch studierenden Sohn zum Nachfolger wählten. Der Sohn aber hat die Stelle nicht mehr antreten können. Er starb wenige Wochen nach dem Tode des schwer geprüften Vaters.

Weitere Streitereien
Unter Pastor Euteneuer (bis 1756) und später unter seinem Sohn (bis1769) kamen die konfessionellen Streitigkeiten nicht zur Ruhe. So geschah es, dass bei katholischen Prozessionen vorüberkommende evangelische Gemeindeglieder gezwungen wurden, den Hut abzunehmen. In der Chronik der Gemeinde wird berichtet: "Ja einmal - es war bei der Dreifaltigkeitsprozession 1739 verfolgten sogar zwei katholische Schultheißen die Evangelischen, trotzdem sie sich bescheiden zurückgehalten und den Hut abgenommen hatten, traktierten sie mit Stockschlägen und ließen sie von den herbeigerufenen kurfürstlichen Reitern mit bloßem Gewehr niederschlagen, so dass das Blut über die Straße niedergeflossen." Die diesmal eingereichte Klage der Evangelischen hatte Erfolg und die Behörde stellte sich auf ihre Seite und bestrafte die Schuldigen.

Es gab aber immer weiter Missstimmigkeiten. So ist eine Klageschrift vorhanden, in der sich die Evangelischen darüber beschweren, dass "vor fünf Jahren die katholische Missionskapelle widerrechtlich mit einem ordentlichen Turm und zweien Glocken versehen worden; dass jetziger katholischer Missionarius sich trotz des Verbotes untersteht, alle Zeremonien auf dem evangelischen Kirchhof zu machen öffentlich selbst während des lutherischen Gottesdienstes; sie bänden sich ferner mit ihrer Prozessionen nicht an Ort und Zeit, hielten freie Himmelpredigten, deren Inhalt genugsam bekannt sei und störten den Gottesdienst mit Schießen aus Böllern; sie maßten sich an, von allen Neujahrshafer zu fordern, welches nur einem evangelischen pastori zukäme und gebühre". Endlich führen die Evangelischen in ihrem Proteste "auch wieder Klage darüber, dass an dem hohen Gerichte zu Windeck gegen den Religionsvergleich vom Jahre 1672 nur katholische Schöffen, deren viele nicht einmal recht schreiben und lesen, zu geschweigen eine ordentliche Relation verfertigen könnten, säßen". Die Gemeinde Waldbröl will dabei nicht wie bisher übergangen sein, "da wir untrüglich in einer Gemeinde von beinahe 3000 Kommunikanten capable Subjekte genug haben".

 

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Mittwoch, 29. März 2023
Lobt den HERRN, alle Völker! Rühmt ihn, ihr Nationen alle!
Die Menschen sprachen am Pfingsttag: Wir hören sie in unsern Sprachen die großen Taten Gottes verkünden.