Beitragsseiten

Nach vielem Hin und Her wurde im Oktober 1899 mit 39 von 50 Stimmen der Hilfsprediger Friedrich Wilhelm Spieker Pfarrer Freidrich Wilhelm Spieker 1900-1910gewählt. Die elf unterlegenen Wähler verzögerten mit einem aussichtslosen Wahlprotest die Einführung bis in den März 1900.

Die Gemeinde war ihrem neuen Pfarrer schon bald von Herzen zugetan. Die Gottesdienste zeigten steigenden Besuch, und das Presbyterium war zur Mitarbeit bereit. Es lagen viele Aufgaben vor, die in den letzten Jahren versäumt waren. Der erste Friedhof, 1804 angelegt und 1864 und 1890 erweitert, war restlos belegt. Die Gemeinde kaufte gegenüber dem alten Pfarrhaus genügendes Gelände für den "neuen" Friedhof. Die alte Orgel wurde ersetzt. Ebenso die alte Turmuhr. 1903 brannte die alte Pfarrscheune restlos nieder. Sie war Hollenbergs Schulhaus gewesen und hier war auch der kirchliche Unterricht gehalten worden.
So blieb der Kirchengemeinde nichts anderes übrig, als 1905 an der Wiedenhofstraße ihr erstes Gemeindehaus mit zwei Sälen zu errichten. Hier wurden hinfort Bibelstunden und kirchlicher Unterricht gehalten. Auch die Vereine der Gemeinde wählten mit der Zeit die Räume des Gemeindehauses für ihre Veranstaltungen. Frau Spieker sammelte mehr als 300 Frauen zu einer Zweigstelle der Rheinischen Frauenhilfe. Außerdem wurde eine Gemeindeschwester berufen, die gegenüber dem Gemeindehaus, ihre Wohnung hatte. Seit 1907 war Hilfsprediger Wilhelm Goebel in der Gemeinde tätig. Einer Bitte des Presbyteriums, die Hilfspredigerstelle in eine zweite Pfarrstelle umzuwandeln, konnte die Kirchenleitung zunächst nicht entsprechen, weil die finanzielle Kraft der Gemeinde nicht ausreichend erschien.
Nach Abschluss so vieler gemeindlicher Aufgaben regte Pfarrer Spieker noch ein großes Werk an, für das Presbyterium und Repräsentation erst nach langen Verhandlungen gewonnen werden konnten, nämlich eine gründliche Überholung des Kirchengebäudes.

Wo viel Licht ist, da fehlen auch die Schatten nicht. Pfarrer Spieker war mit seiner Familie in der Gemeinde geschätzt und geachtet. Seine Gottesdienste waren gut besucht. Als Leiter der Rektoratsschule stand er auch über die kirchliche Arbeit hinaus im öffentlichen Leben. Aber es blieb nicht verborgen, dass der Pfarrer kein Anhänger der Gemeinschaftsbewegung war. Er trug die Abneigung dieser Kreise geduldig und war seinen Gegnern nicht gram. Auch zu Hilfsprediger Goebel, der sich des besonderen Vertrauens der Gemeinschaftsleute erfreute, hatte er ein gutes Verhältnis. Die Spannung in der Gemeinde nahm freilich ständig zu und griff in persönliche Bereiche über. So entschloss sich Spieker, Waldbröl in Richtung Dortmund zu verlassen.

Nach Pfarrer Spiekers Abschied im Juli 1910 blieb seine Stelle vier Monate frei. In dieser Zeit hat sie Pastor Wilhelm Goebel verwaltet. Im Oktober 1910 wurde nach harten Auseinandersetzungen der damals in Siegburg Dienst tuende Hilfsprediger Hans Trummel aus Elberfeld zum Pfarrer in Waldbröl gewählt.Hans Trummel 1910-1916 Die Wahl geschah zwar nicht einstimmig, aber mit erheblicher Stimmenmehrheit. Trotzdem fehlte der nun fast zur Gewohnheit gewordene Wahlprotest nicht. Er endete aber schon beim Synodalausschuss. Als er sein Amt angetreten hatte, blieb Pastor Goebel noch in der Gemeinde tätig, bis er eine eigene Pfarrstelle übernehmen konnte. 

Die freie Hilfspredigerstelle trat Pastor Meiswinkel an, der bisher in Wuppertal-Barmen tätig gewesen war. Auch die Seelsorge an der Heil- und Pflegeanstalt wurde ihm übertragen. Als die zweite Pfarrstelle genehmigt war, wurde er einstimmig zum Pfarrer gewählt und am 21. August 1912 eingeführt. In den Jahren 1912/13 wurde an der Oststraße das neue zweite Pfarrhaus errichtet, ein verschiefertes Fachwerkhaus in schönem bergischen Stil. Otto Meiswinkel 1911-1952

Beide Pfarrer waren der Gemeinschaftsbewegung zugetan. Mittlerweile war das Bild der Gemeinde immer mehr durch die Gemeinschaftsbewegung geprägt. Stützpunkte für den Dienst in den Gemeinschaften waren Vereinshäuser und zahlreiche Bauernhöfe. Zu dem Vereinshaus Am Markt 1872 und dem in Thierseifen (1879), kamen Bladersbach (1904), Lützingen (1905), das Ev. Gemeindehaus in Helten (1930) und zuletzt auch in Hermesdorf und Rossenbach (1965) hinzu. Manche der Vereinshäuser sind heutzutage abgerissen und wieder neu gebaut oder komplett saniert,  aus- und angebaut worden.

 Häuser

Mit ganz geringen Ausnahmen hielten sich die Glieder der Gemeinschaften zur Kirche und besuchten zugleich ihre eigenen Stunden am Sonntagnachmittag oder an einem Abend der Woche. Auch die von den Pfarrern auf den Höfen eingerichteten Bibelstunden erfreuten sich regen Zuspruchs. Die Jahresfeste der Vereinshäuser, gleich wo sie gehalten wurden, waren oft Angelegenheiten der ganzen Gemeinde. Auf ihnen dienten und dienen Pfarrer, Prediger und schlichte Laien mit Wort und Gebet,  und Sing- und Posaunenchöre bereichern bis heute die Feste.

Es folgte eine Zeit, in  der es war zwar keine Erweckung im Großen, aber ein Erwachen und Fragen über die Gemeinde kam. Die Wirkungen waren bald überall sichtbar.
Der Männer- und Jünglingsverein bekam starken Zuwachs und zog in einen Saal des Gemeindehauses. Der Kindergottesdienst versammelte in der großen Kirche so viele Kinder, dass sie in Altersstufen eingeteilt werden mussten. Frau Meiswinkel führte die Frauenhilfe, Frau Trummel den Jungmädchenkreis.

Als 1914 der erste Weltkrieg ausbrach, waren in den ersten Monaten die Kriegsgebetsstunden im Ort und in den Außenbezirken zahlreich besucht. Bald aber ebbten die Besuche der Kriegsgebetsstunden ab. Das machte Sorge. Diese Sorge wurde verstärkt, als auswärtige Evangelisten in einzelnen Außenbezirken ohne Verständigung mit den Pfarrern und dem Presbyterium eine nicht unbedenkliche Arbeit begannen. Mit ungesunder Treiberei, zumeist "seelisch" gerichteter Verkündigung, wurde hier und dort Unruhe und Verwirrung in weite Kreise getragen. Versuche der Pfarrer die Irregeleiteten zur Besonnenheit zurückzuführen, hatten nur geringen Erfolg.

Pfarrer Trummel, der sich viel um ein Vertrauensverhältnis zwischen Gemeinde und Gemeinschaft bemüht hatte, war besonders enttäuscht. Er wechselte in eine Pfarrstelle nach Vohwinkel. Die meisten haben seinen Weggang bedauert. Eine öffentliche Abschiedsfeier wurde nicht gehalten.

Es war nicht leicht, mitten im Kriege eine erledigte Pfarrstelle zu besetzen. Pastor Meiswinkel stand ein volles Jahr allein in der großen Gemeinde, nur selten von einem Vikar oder Hilfsprediger unterstützt. Nach vielen Probepredigten und mancherlei Schwierigkeiten konnte endlich eine Wahl angesetzt werden, bei der Pfarrer Friedrich Mockert, damals im Dienst der Gemeinde Vereinshaus Nord-Ost in Frankfurt a. M., gewählt wurde. Friedrich Mockert 1917 -1929Am Himmelfahrtstag 1917 wurde er eingeführt. Als Pfarrer Mockert nach Waldbröl kam, war er 51 Jahre, sein Amtsbruder 35 Jahre alt. Der Altersunterschied beeinträchtigte jedoch die Zusammenarbeit nicht. Beide Pfarrer standen positiv zur Gemeinschaftsbewegung. Dazu kannten sie die oberbergischen Menschen gut: Pfarrer Mockert hatte zehn Jahre in der Nachbargemeinde Nümbrecht Dienst getan und war auf der Waldbröler Kanzel und im Vereinshaus am Markt kein Fremdling. Pfarrer Meiswinkel stammte aus der Nachbargemeinde Rosbach an der Sieg. 
Der Krieg nahm um 1917 eine bedenkliche Wendung. Außer der miserablen Ernährungslage ging über ganz Deutschland eine schwere Grippewelle hin, die viele Todesopfer kostete, darunter auch Pastor Meiswinkels Frau.

Wenn im Kreis Waldbröl auch nicht Hungersnot umging, so musste doch dauernd in der Verkündigung, in Bibelstunden und bei Hausbesuchen die tätige Liebe zu den in den Städten darbenden Menschen wachgehalten werden. Die Kirchengemeinde mühte sich, unterernährte Stadtkinder, besonders aus dem Wuppertal, bei Familien im Dorf und auf den Höfen unterzubringen. 

Der Männer- und Jünglingsverein konnte trotz des Krieges seine Versammlungen durchhalten. Sein Leiter war viele Jahre hindurch Ferdinand Kesselmark, der vielen jungen Menschen den Weg zu Jesus Christus gezeigt hat.

Alle Vereine, auch der Jungfrauenverein und die Frauenhilfe haben sich um die Betreuung der Soldaten gekümmert und mancherlei Liebesgaben mit Schriften und Gemeindebriefen ins Feld geschickt. Mehr und mehr wurde dem hart geprüften Volke bewusst, wie schwer die Opfer waren, die der Krieg gefordert hatte, besonders die Blutopfer. Aus unserer Kirchengemeinde sind 189 Männer gefallen oder als vermisst gemeldet worden.

1918 wurde in Helzen eine zweite Schwesternstation errichtet, die 1930 nach Helten in das dort erbaute Gemeindehaus verlegt wurde. 

Dagegen wurde im Jahre 1920 die Heil- und Pflegeanstalt geschlossen. Der Auflösung folgten jahrelange und sehr schwierige Verhandlungen. Diese galten dem Bemühen, dem Anwesen, wenn es in andere Hände kommen sollte, den evangelischen Charakter zu erhalten. Auch die Existenz des evangelischen Krankenhauses im "Wäldchen" stand mit dem weiteren Schicksal der Anstalt auf dem Spiel.

In den ersten Jahren nach dem Krieg gab es mehrere Evangelisationen. Zur Betreuung der Jugend wurde Diakon Greiner berufen, der nach kurzem Dienst durch Diakon Wilhelm MelzerKüster Melzer ersetzt wurde, der von 1921-1955 in unserer Gemeinde Dienst tat. Ihm wurden nach und nach weitere gemeindliche Aufgaben übertragen. Er war Organist, Rendant, Verwalter unseres Gemeindehauses und Küster gewesen

Auf dem Friedhof ist 1922 für die Opfer des Krieges ein Ehrenmal errichtet worden. Seitdem sind hier bis zum heutigen Tag in der Frühe des Ostertages weit bekannte und überaus zahlreich besuchte Gemeindefeiern gehalten worden. Tradition ist dabei das Osterlied: "Auferstanden ist der Herr. .." geworden. Pfarrer Mockert hatte das Lied aus der Gemeinde Nümbrecht in unsere Gemeinde gebracht. 

1922 gelang es, zwei Glocken bei der Glockengießerei Rincker in Sinn gießen zu lassen. 

Im Jahre 1925 waren die Verhandlungen über die Abwicklung der Heilanstalt und um die Zukunft unseres Krankenhauses zu einem einigermaßen günstigen Ergebnis gekommen, die Gemeinde stand jedoch an der Grenze ihrer finanziellen Kraft. Die dauernden Aufwendungen hatten schließlich die Bewilligungsfreudigkeit des Presbyteriums nahezu auf den Nullpunkt herabgedrückt und das sonst gute Verhältnis zu Pfarrer Mockert etwas getrübt, weil seine sehr große Baulust Unwillen erregte. Immerhin konnte Pfarrer Mockert noch während seiner Dienstzeit in Waldbröl den ersGemeindehausten Ausbau des Gemeindehauses erleben (1927).

Das alte Haus aus dem Jahre 1905 wurde aufgestockt und der Kindergarten ausgebaut. Durch die Schaffung geräumiger Wohnungen im Obergeschoß wurde dem Diakon und den Gemeindeschwestern das Leben erleichtert. Wenn es um den Dienst der Schwestern ging, war das Presbyterium ohnehin stets gern zur Hilfe bereit. Viele junge Mädchen aus unserer Gemeinde entschlossen sich, den Beruf einer Diakonisse zu wählen.

Pfarrer Mockert entschloss sich 1929, um seine Pensionierung einzukommen. Er zog in den tätigen Ruhestand nach Düsseldorf.

Bald nach Pfarrer Mockerts Abschied wurde Pastor Kuno Kruse, vorher in Bockenem/Harz, zum Pfarrer in Waldbröl gewählt und am 29. September 1929 von Superintendent von Oettingen eingeführt. Kuno Kruse 1929-1938Zunächst ging das Leben in der Gemeinde seinen gewohnten Gang. Leider wurden aber 1931/32 einige Außenbezirke, wie schon einmal vor fünfzehn Jahren, wieder von bedenklichen Unruhen heimgesucht.
Wie damals waren diese Unruhen die Folge ungesunder, fast schwärmerischer Evangelisationen eines auswärtigen Predigers. Das Presbyterium rief daher Pastor Hans Dannenbaum, Direktor in der Berliner Stadtmission, zweimal zu einer mehrtägigen Evangeliumsverkündigung. Die Folge war, dass alle schwärmerischen Bestrebungen in den bedrohten Bezirken wiederum nücKindergartengruppe bei Pastor Meiswinkelhterner, biblischer Klarheit weichen mussten. 

Am 16. November 1930 konnte Pastor Kruse in Helten, das schon von Pastor Mockert geplante Gemeindehaus seiner Bestimmung übergeben.

 

 

 

 

 

 

Gottesdienste

Predigten

Herrnhuter Losungen

Mittwoch, 29. März 2023
Lobt den HERRN, alle Völker! Rühmt ihn, ihr Nationen alle!
Die Menschen sprachen am Pfingsttag: Wir hören sie in unsern Sprachen die großen Taten Gottes verkünden.