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Nach der Ära Euteneuer folgte die der Hoemanns. Der ältere war 45 Jahre Pastor unserer Gemeinde. Kurz vor seiner Einführung wurde Waldbröl am 27.4.1769 von einer furchtbaren Feuersbrunst heimgesucht. An der Bitze beginnend, breitete sich das Feuer schnell aus und legte 29 Häuser und 13 Scheunen in Schutt und Asche. Nur die beiden Kirchen und sieben „meist schlechte Häuser" bleiben vom Brand verschont.

Im selben Jahr wird die Leitung der Evangelischen Kirchengemeinde auf kurfürstliche Anordnung einem Konsistorium (Gemeindekirchenrat) übertragen, das gleichzeitig die Aufsicht über die Schulen hat. Ab 1835 tritt das Presbyterium an die Stelle des Konsistoriums.

In Hoemanns Zeit wurde ein Haupthindernis für den konfessionellen Frieden aus dem Wege geräumt. Auf Verfügung „von seiner churfürstlichen Durchlaucht zu Pfalz und Bayern" dürfen keine Kirchhöfe mehr in Ortschaften und Beerdigungen nicht mehr in Kirchen stattfinden. So bekamen 1804 beide Kirchengemeinden getrennte Friedhöfe: Die evangelische am Wiedenhof, die katholische an der Brölstraße.

1789 bekam unsere Gemeinde dann eine erste Orgel. Damals zählte die Gemeinde ungefähr 2668 Seelen und 1846 regelmäßige Abendmahlsgäste.
Nach mehreren Schlaganfällen war Pfarrer Hoemann in seiner Tätigkeit so behindert, dass ihm von 1800 an sein Sohn Friedrich Wilhelm als Pfarrgehilfe zur Seite gestellt werden musste.

Dem älteren Hoemann, der 1814 starb, folgte sein Sohn Friedrich Wilhelm ins Amt. Da er schon lange neben dem leidenden Vater tätig gewesen war, war ihm der Dienst in der Gemeinde wohl vertraut. Abgesehen von unwichtigeren Auseinandersetzungen ließen die konfessionellen Streitigkeiten allmählich nach. Es war die Zeit der Befreiungskriege. Der jüngere Hoemann scheint ein impulsiver Patriot gewesen zu sein. Als er öffentlich auf das Wohl des Kaisers Alexander von Russland trinkt, wird er von franzosenfreundlichen Leuten angezeigt und lange Zeit seines Amtes enthoben. Er ist nur 48 Jahre alt geworden.

Pfarrer Friedrich Nöll (1825-1830) (links) und Pfarrer Karl Wilhelm Bruch (1830-1847)

Nach seinem Tode (1824) wählte das Presbyterium den nassauischen Pfarrerssohn Karl Friedrich Nöll.

Er ist knapp fünf Jahre hier im Dienst gewesen. Dank seiner Begabung und seiner Tatkraft konnte er in guter Zusammenarbeit mit dem Presbyterium bedeutende Aufgaben lösen. Das alte baufällige Pfarrhaus musste abgerissen werden. In dreijähriger Bauzeit (1825-1828) erstand an der gleichen Stelle ein neues, das dritte seit der Reformation, das heute noch als "altes Pastorat am Wiedenhof" seinen Zweck erfüllt. Pfarrer Nöll hat auch die ersten Anregungen zum Neubau der Kirche gegeben. Sein Plan ist aber erst zehn Jahre später (1840) in Angriff genommen worden.
Kurz vor Pfarrer Nölls Weggang in die Gemeinde Mülheim am Rhein, beschloss das Presbyterium den Beitritt der Lutherischen Gemeinde Waldbröl zur Kirche der Union. Dieser Beschluss ist aber erst im Jahre 1833 in Kraft getreten. 

Die erledigte Pfarrstelle wurde noch im gleichen Jahr mit Pfarrer Karl Wilhelm Bruch aus Köln besetzt. In seiner Waldbröler Dienstzeit hat er neben seiner Tätigkeit als Prediger, Jugendlehrer und Seelsorger auch andere bedeutende Aufgaben erfüllt.
Der Neubau der Kirche war nicht mehr zu umgehen. Das rund 700 Jahre alte Kirchenschiff drohte einzustürzen und wurde deswegen im November 1837 polizeilich geschlossen. Am 29. Oktober des gleichen Jahres fand der letzte Gottesdienst in der alten Kirche statt. Die Gemeinde war in einer bedenklichen Notlage. Wo wollte sie während einer gewiss langen Bauzeit ihre Gottesdienste halten?
In ihrer Verlegenheit wandte sie sich an die katholische Kirchengemeinde. Dem  Einsatz des katholischen Pfarrers Scherkenbach, der um dieser Angelegenheit willen nach Köln reiste, ist es zu danken, dass die evangelische Gemeinde nach siebenwöchiger Unterbrechung zu Weihnachten 1837 wieder Gottesdienst - diesmal in der katholischen Kirche - halten konnte. Sechs Jahre war die evangelische Gemeinde dort zu Gast.

Sorge machte auch die Finanzierung des Kirchbaus. Eine schon zu Pfarrer Nölls Amtszeit in den evangelischen Gemeinden von Rheinland und Westfalen gesammelte Hauskollekte lag auf Zinsen. Sonst waren keinerlei Barmittel vorhanden. Mit einer Spende des preußischen Königs und auf Bewilligung auswärtiger Kollekten war zu rechnen. Unentgeltliche Hand- und Spanndienste waren zugesagt. Es verging aber viel  Zeit. Erst dreieinhalb Jahre nach der Schließung der Kirche konnte der Bau beginnen und am 21. Mai 1841 der Grundstein gelegt werden. 
Es wurde ein notvolles Bauen, weil die zugesagten Mittel nur zögernd eingingen. Die katholische Kirchengemeinde hatte damit nicht gerechnet und wurde ungeduldig. Das war verständlich, hatte sie doch sechs Jahre die Beschwernisse einer doppelten Benutzung ihres Gotteshauses zu tragen. Es blieb schließlich nichts anderes übrig, als sich mit einer notdürftigen Herrichtung des Rohbaues vorläufig zu begnügen. Die Einrichtung mit Notbänken und der Einbau der alten Kanzel war nur durch ein Darlehen von 500 Talern möglich, das die Zivilgemeinde Denklingen gab. So konnte endlich am 4. Advent 1843 in der katholischen Kirche der Dank- und Abschiedsgottesdienst gehalten werden, genau sechs Jahre nach dem ersten Gottesdienst im fremden Gotteshaus. Die beiden Weihnachtsfrühgottesdienste um 4.00 Uhr und um 6.00 Uhr vermochten die Menge der dankerfüllten Gemeinde kaum zu fassen. Die Chronik berichtet, dass mehr als 1800 Besucher das nur notdürftig hergerichtete Gotteshaus gefüllt haben.

Unsere Gemeinde hat damals der katholischen Gemeinde ein Dankgeschenk überreicht, nämlich einen silbernen, vergoldeten Abendmahlskelch mit der Inschrift: 

Der Kelch, das Dankesgeschenk an die katholische Schwestergemeinde und der Alte Turm am Abend

In dankbarer Anerkennung des vom 24. Dezember 1837 bis zum 24. Dezember 1843 gestatteten Mitgebrauchs der katholischen Kirche widmet diesen Kelch die evangelische Gemeinde zu Waldbröl der katholischen Gemeinde daselbst zu einem bleibenden Erinnerungszeichen an jene in Friede und Eintracht durchlebte Zeit". Nach den trüben Erfahrungen der beiden vorhergehenden Jahrhunderte zeigt dies alles, dass beide Gemeinden auch ganz anders neben- und miteinander leben und arbeiten konnten.

Die äußere Gestalt des Gotteshauses, in das die Gemeinde zu Weihnachten 1843 einzog, ist im wesentlichen bis auf den heutigen Tag fast unverändert geblieben. Ungewöhnlich sind die Maße des Kirchenschiffes: 32 x 18 m bei einer Höhe von 12 m.

Die betont schlichte Basilika wurde unmittelbar an den alten romanischen Turm aus dem 12. Jahrhundert angebaut. Ganz fertiggestellt wurde die Kirche erst zwölf Jahre später (12.März 1856), als schon Pfarrer Hollenberg im Amt war. So hat der Kirchbau, der mit der Schließung der Kirche 1837 begann, fast zwei Jahrzehnte gedauert. 

1847 verließ Pfarrer Bruch Waldbröl und übernahm eine Pfarrstelle in Minden (Westf.).

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Mittwoch, 29. März 2023
Lobt den HERRN, alle Völker! Rühmt ihn, ihr Nationen alle!
Die Menschen sprachen am Pfingsttag: Wir hören sie in unsern Sprachen die großen Taten Gottes verkünden.